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TV-SENDUNG • WZ > NOVEMBER 2021

Frieden, Haltung und Nachhaltigkeit – Eine islamische Perspektive

Prof. Dr. Ahmad Milad Karimi zu Gast im Landesmuseum Natur und Mensch

Sendung

Hier finden Sie die Sendung unabhängig vom Sendetermin auf unserem YouTube-Kanal. Der Link führt zu YouTube und dort zum Video. Aus Gründen des Datenschutzes binden wir Videos nicht direkt auf der Seite ein.

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Vortrag mit TV‑Aufzeichnung: Do 4. November 2021, 18 Uhr – Landesmuseum Natur und Mensch, Damm 38-46 – Oldenburg
Sendetermin: Noch offen – Oldenburg eins

Wiederholungen werden in den Programmankündigungen der Sender bekanntgegeben.

Frieden, Haltung und Nachhaltigkeit. Eine islamische Perspektive

In der Ankündigung des Landesmuseums zum Vortrag von Ahmad Milad Karimi von der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster, heißt es:

Prof. Dr. Ahmad Milad Karimi, Professor am Zentrum für Islamische Theologie der Westfälischen Wilhelms Universität in Münster, wird über Nachhaltigkeit aus Sicht islamischer Philosophie sprechen. Dabei wird der Fokus insbesondere auf den Friedensaspekt gelegt und danach gefragt, welche Perspektiven Religionsethik auf Frieden bieten kann.

Zur Person:

Ahmad Milad Karimi, geb. 1979 in Kabul, studierte Philosophie und Islamwissenschaft an der Universität Freiburg i.Br. und wurde 2012 mit einer Arbeit über Hegel und Heidegger promoviert. Er ist ordentlicher Professor für Kalam, islamische Philosophie und Mystik an der Universität Münster. Karimi ist stellvertretender Leiter des Zentrums für Islamische Theologie der Universität Münster und Leiter der internationalen Muhammad Iqbal-Forschungsstelle. 2019 erhielt er den Voltaire-Preis für „Toleranz, Völkerverständigung und Respekt vor Differenz“ der Universität Potsdam.

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Werkstatt Zukunft hat den Vortrag in Kooperation mit dem Landesmuseum aufgezeichnet. Wir freuen uns, auf diese Weise ein weiteres Mal eine islamische Perspektive auf das Thema Nachhaltigkeit in die aktuelle Debatte einbringen zu können.

Der Vortrag – Eine Zusammenfassung

Die Themen des Vortragsabends – zusammengefasst von Lina Besenthal, die an der Uni Oldenburg Umweltwissenschaften studiert und derzeit im Rahmen ihres Praktikums im Team von Werkstatt Zukunft mitarbeitet. Sie schreibt:

„Frieden, Haltung und Nachhaltigkeit. Eine islamische Perspektive“ – Unter diesem Titel stand der Vortrag von Prof. Dr. Ahmad Milad Karimi am 4. November 2021 im Landesmuseum „Natur und Mensch“. Seinen Vortrag hält Herr Prof. Dr. Karimi ganz ohne visuelle Unterstützung wie Präsentationsfolien. Er glaube nämlich an die „Kraft des Wortes“, wie er selbst sagt. Diese Aussage macht gespannt und neugierig auf die Inhalte, um die es im weiteren Vortrag gehen wird.

Nach – HALT – igkeit

In dem Wort Nachhaltigkeit steckt gleichzeitig das Wort „Halt“, was den Vortragenden auch zur „Haltung“ bringt. Es stehen Fragen im Raum:

Gerade in Zeiten von Corona ist dies sicher eine Frage, die die Gesellschaft ganz neu beschäftigt. Denn gibt einem nicht das, was einem Halt gibt, gleichzeitig auch Rückhalt und Identität? Und was nun, wenn alles uns eigentlich gewohnte nun runtergefahren wird? Nichts mehr ist wie vorher und da auf einmal nur noch wir sind? Wir, alleine in unserer Wohnung – wer oder was gibt uns dann noch Halt?

Mit diesen Fragen starten wir in den Vortrag. Fragen, die sicher ganz individueller Antworten bedürfen.

Halt finden & frei lassen

Wie soll man Halt finden und gleichzeitig frei lassen? Diesen zunächst scheinbaren Widerspruch klärt der ordentliche Professor auf. Es fallen Stichworte wie Polymorphie, Diversität und hybride Identitäten. All die Begriffe wollen darauf hinaus, dass es nicht den einen Halt gibt, nicht die eine Sache gibt, die einen Menschen ausmacht. Ein Beispiel nennt der Vortragende von sich selbst: Koran & Simpsons. Zwei Sachen, die er liebt. Aber wie passt das zusammen? Die bessere Frage ist jedoch: Muss denn immer alles zusammenpassen?

Können wir nicht auf mehrere Stimmen hören? Genau das meint die Polymorphie: eine Mehrstimmigkeit & Mehrgestaltigkeit. Eben auf mehrere Stimmen hören. Sich öffnen, frei lassen und gleichzeitig Halt finden. Oft wird der Mensch reduziert auf einen Halt den er hat – eine Sache, die ihm Identität gibt. Aber sind wir letztlich nicht irgendwo alle hybride Identitäten? Muslime in Europa sind einerseits muslimisch geprägt, aber gleichzeitig auch heimisch in Europa. Da gibt es keine Sache, die überwiegt – sie sind hybride Persönlichkeiten.

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Zuerst sind wir alle Menschen!

Ein Grundsatz, der im Verlauf des Vortrags herausgestellt wird, ist: Zuerst sind wir alle Menschen. Nicht Afghane, nicht Grieche und auch nicht Deutsche. Als aller erstes ist jeder ein Mensch. Nicht mehr und auch nicht weniger. Wir sind alle gleich. Es gibt Situationen, in denen uns das mehr bewusst ist als in anderen. Der Virus macht vor niemandem Halt. Da ist jeder Mensch, egal welcher Herkunft, welcher Religion und auch egal welchen Halt er im Leben hat, mit konfrontiert. Und sind wir nicht genauso noch alle Menschen und alle gleich, wenn es darum geht, Geflüchtete im eigenem Land aufzunehmen? Ein Zitat, welches diese Identitätsspannung auf den Punkt bringt, ist von Anne Frank: „…einmal werden wir auch wieder Menschen und nicht allein Juden sein.“

„Ich kann mich in allem irren, was ich meine zu verstehen“

Wer diese Erkenntnis auch im Bezug auf Religion hat, gesteht sich selbst und anderen ein, dass er/sie fehlbar ist. Das wirkt gleichzeitig einer toxischen Religion entgegen, in der jeder meint, genau zu wissen, was Gott sagt. Vielmehr ist auch hier wieder die Polymorphie der Schlüssel. Wenn man also hier mehrere Antworten zu einer Frage zulässt. Wieder eine Mehrstimmigkeit. Und in welcher Antwort finde ich Halt? Dazu sagt Prof. Dr. Karimi, es sei ganz einfach die, die mich überzeugt.

Religion als Quelle des Friedens

Jede Religion vermittelt Werte. Aber leider zieht sich Religiosität aus der Öffentlichkeit zurück. Könnte das nicht aber Quelle von Frieden sein? Der Vortragende beschreibt den Islam als Haltung im Leben für das Leben. Denn aus dem Islam beispielsweise kann man zu einer motivierten Haltung kommen und Frieden stiften wollen. Wenn man die Würde des Menschen begreift, führt dies zum Bedürfnis, im Frieden leben zu wollen.

Was ist der beste Islam? Frieden zu verbreiten.
Damit beendet Herr Prof. Dr. Karimi seinen Vortrag.

Wo ist der Frieden? – Haltestelle sein – Vorurteile

In der anschließenden Fragerunde mit dem Publikum wird klar, wie vielschichtig und relevant der Vortrag war. Es geht um die Frage, wo denn der Frieden sei, wenn er doch Wert der Religionen wäre. Die Antwort darauf ist, dass wir Menschen am Werk sind. Der Mensch ist ein komplexes und unperfektes Wesen. Außerdem kommt der Missbrauch von Religion zur Sprache. Auch eine Folge des unperfekten Menschen.

Es wird darüber gesprochen, wie man sich gegenseitig Halt geben kann und somit Haltestelle füreinander sein kann.

Außerdem klingt das Thema Vorurteile an. Dazu sagt der Vortragende, es sei immer einfach Leute zu reduzieren und sie in Schubladen zu stecken. Denn diverse Persönlichkeiten fordern uns heraus. Dort passen unsere Vorurteile nicht mehr. Aber wir sollten uns so achten, wie wir sind!

Video-Reihe in Kooperation mit dem Landesmuseum Natur und Mensch

Gefördert im Programm 360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft der Kulturstiftung des Bundes und in enger Kooperation mit dem Landesmuseum hat Barthel Pester von Werkstatt Zukunft drei Interviews mit Oldenburger:innen geführt, die aus aller Welt stammen. Außerdem hat Werkstatt Zukunft zwei Veranstaltungen zu islamischen Perspektiven auf Umwelt- und Klimafragen aufgezeichnet. Hier stellen wir alle Beiträge aus der Reihe vor.

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Umweltethik aus islamischer Sicht. Dr. Asmaa El-Maaroufi von der Uni Münster zu Gast im Landesmuseum Natur und Mensch in Oldenburg. „Theologie der Nachhaltigkeit“ im islamisch-theologischen Kontext – ein wichtiger neuer Akzent in der aktuellen Umwelt- und Klimadebatte. Februar 2022 | Themenseite

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Frieden, Haltung und Nachhaltigkeit – Eine islamische Perspektive. Prof. Dr. Ahmad Milad Karimi vom Institut für Islamische Theologie der Uni Münster zu Gast im Landesmuseum Natur und Mensch in Oldenburg. In Nachhaltigkeit steckt gleichzeitig „Halt“. Wer oder was gibt Halt? März 2022 | Themenseite

Interviews

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Bildung als Weg zum Frieden – Im Gespräch mit Maryam Ghandehari, Iran. Im Interview erklärt Maryam Ghandehari die Bedeutung der Bildung für Zukunftsthemen wie Integration und ein friedvolles, sicheres Miteinander und wie sie sich für das Klima in Oldenburg und im Iran einsetzt. Dezember 2021 | Themenseite

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Korruption in Afghanistan – Jawid Sadeqi im Gespräch. Der ehemaliger TV-Journalist berichtet über Korruption, Diskriminierung und die Auswirkungen der Machtergreifung der Taliban. Als politischer Aktivist setzt er sich für Demokratie, Bildung und Frauenrechte ein. Dezember 2021 | Themenseite

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Bildung für Klimagerechtigkeit – Lucien Minka aus Kamerun im Gespräch. In diesem Beitrag beschreibt er, was Bildung in Kamerun für Frieden und Klimagerechtigkeit bewirken kann und spricht über gegenseitigen Respekt als Grundlage für die Integration verschiedener Kulturen. Dezember 2021 | Themenseite

Werkstatt Zukunft – Die Sendereihe

Werkstatt Zukunft produziert monatlich eine TV-Sendereihe, die bei Oldenburg eins und bei weiteren Bürgersendern ausgestrahlt wird. Über unsere Website und unseren YouTube-Kanal sind unsere Videos zeitlich und räumlich unbegrenzt zu sehen.

Förderer

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Die Filmreihe von Werkstatt Zukunft in Kooperation mit dem Landesmuseum Natur und Mensch wird gefördert im Programm 360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft der Kulturstiftung des Bundes.

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Werkstatt Zukunft in Kooperation mit dem Landesmuseum Natur und Mensch in Oldenburg, dem Lokalsender Oldenburg eins und weiteren Bürgersendern.


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