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Erklärung der Vielen: Kultureinrichtungen im Nordwesten stehen gemeinsam auf gegen Rechtspopulisten
Von Redaktion, 18. Januar 2019
Werkstatt Zukunft gehört zu den Erstunterzeichnern der „Erklärung der Vielen“, mit der Kultureinrichtungen und Kulturschaffende im Nordwesten – wie vorher schon in anderen Regionen in Deutschland – der Vereinnahmung von Kultur und der Beschneidung der Kulturfreiheit durch Rechtspopulisten aktiv entgegentreten. Inzwischen ist die Zahl der Unterzeichner allein im Nordwesten auf über hundert angewachsen, bundesweit haben sich über 2.500 Kultureinrichtungen angeschlossen.
Hier folgen die Pressemitteilung, die Erklärung und die Liste der Erstunterzeichner*innen:
Kulturinstitutionen und Kulturschaffende unterzeichnen die „Region Nordwest – Erklärung der Vielen“
Über 50 Kulturinstitutionen und Kulturschaffende aus Oldenburg und der Region Nordwest haben am Mittwoch als Erstunterzeichnende die „Region Nordwest - Erklärung der Vielen" unterschrieben. Damit schließen sie sich der bundesweiten Initiative „Die Vielen“ an, die im Juni 2017 als Zusammenschluss von Künstler*innen und Kulturschaffenden gegründet wurde.
Ziel der „Region Nordwest – Erklärung der Vielen“ ist, sich mit Akteur*innen der Kulturlandschaft – Personen und Institutionen – zu solidarisieren, die von rechtspopulistischen Positionen attackiert oder in Frage gestellt werden. Mit der Erklärung geht auch die Selbstverpflichtung einher, mit Diskussionen, Veranstaltungen und Aktionen aktiv für Demokratie und die Freiheit der Kunst einzutreten.
Die Erstunterzeichnenden laden Künstler*innen und Kulturschaffende sowie Kulturinstitutionen der Region ein, sich der „Region Nordwest – Erklärung der Vielen“ als Unterzeichnende anzuschließen.
In den kommenden Monaten werden im Sinne der Selbstverpflichtung in der Region Veranstaltungen und Aktionen geplant. Über das Programm informieren die Unterzeichnenden in einer Pressekonferenz im Frühjahr.
Kontakt für Kulturinstitutionen, Künstler*innen und Kulturschaffende, die die „Region Nordwest – Erklärung der Vielen“ unterschreiben möchten | Email
In einer Vorbemerkung zu der gemeinsam erarbeiteten Erklärung, heißt es:
Mit dieser Erklärung wollen die Unterzeichnenden den Zusammenhalt in Kunst und Kultur als Teil der Zivilgesellschaft gegen populistische sowie völkisch-nationale Strömungen deutlich artikulieren. Wir Kunst- und Kulturschaffende setzen mit dieser Erklärung ein gesellschaftspolitisches Signal, das in unsere tägliche Praxis eingreift.
Region Nordwest – Erklärung der Vielen
Kunst schafft einen Raum zur Veränderung der Welt
Als Aktive der Kulturlandschaft in Deutschland stehen wir nicht über den Dingen, sondern auf einem Boden, von dem aus die größten Staatsverbrechen der Menschheitsgeschichte begangen wurden. Kunst wurde als „entartet“ diffamiert und Kultur flächendeckend zu Propagandazwecken missbraucht. Millionen Menschen wurden ermordet oder gingen ins Exil, unter ihnen auch viele Künstler*innen. Als Kulturschaffende in Deutschland tragen wir deshalb eine besondere Verantwortung.
Heute begreifen wir die Kunst- und Kultureinrichtungen als offene Räume, die Vielen gehören. Unsere Gesellschaft ist plural. Viele unterschiedliche Interessen treffen aufeinander und finden sich oft im Dazwischen. Demokratie muss täglich neu verhandelt werden – aber immer unter einer Voraussetzung: Es geht um Alle, um jede*n Einzelne*n als Wesen der vielen Möglichkeiten!
Der rechte Populismus, der die Kultureinrichtungen als Akteur*innen dieser gesellschaftlichen Vision angreift, steht der Kunst der Vielen feindselig gegenüber. Rechte und nationalistische Gruppierungen und Parteien stören Veranstaltungen, wollen in Spielpläne und Programme eingreifen, polemisieren gegen die Freiheit der Kunst und arbeiten an einer Renationalisierung der Kultur.
Ihr verächtlicher Umgang mit Menschen auf der Flucht, mit engagierten Kulturschaffenden, mit Andersdenkenden verrät, wie sie mit der Gesellschaft beabsichtigen umzugehen, sobald sich die Machtverhältnisse zu ihren Gunsten verändern würden. Wir als Unterzeichnende der Kunst- und Kultureinrichtungen der Region Nordwest, ihrer Interessensverbände und freien Kunst- und Kulturschaffenden begegnen diesen Absichten mit einer klaren Haltung:
- –Die Unterzeichnenden führen den offenen, aufklärenden, kritischen Dialog über Strategien, die die Gesellschaft der Vielen angreifen und dadurch die demokratischen Grundwerte untergraben. Sie gestalten diesen Dialog mit Mitwirkenden und dem Publikum in der Überzeugung, dass die beteiligten Institutionen den Auftrag haben, unsere Gesellschaft als eine demokratische fortzuentwickeln.
- –Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung sind Alltag. Wir setzen uns deswegen mit den eigenen Strukturen auseinander und stellen diese zur Diskussion.
- –Wir, die Unterzeichnenden, fördern im Sinne der Demokratie Debatten, bieten aber keine Foren für völkisch-nationalistische Propaganda.
- –Wir, die Unterzeichnenden, wehren die Versuche der Rechtspopulisten ab, Kultur für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.
- –Wir, die Unterzeichnenden, solidarisieren uns mit Menschen, die durch rechte Ideologien ausgegrenzt und bedroht werden.
Solidarität statt Privilegien. Es geht um alle. Die Kunst bleibt frei!
Die Erstunterzeichner*innen der Erklärung sind
Institutionen
Arbeitsbereich Interkulturelle Bildung (AbIB) Universität Bremen
Prof. Dr. Yasemin Karakasoglu (Leiterin)
Arbeitskreis Gedenken der Stadt Nienburg
Thomas Gatter, Andrzej Bojarski, Conny Kramer
AStA der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Maximilian Schulz (Stellvertr. f. d. Allgem. Studierendenausschuss)
August-Hinrichs-Bühne am Oldenburgischen Staatstheater e.V.
Petra Bohlen (Bühnenleiterin)
bau_werk. Oldenburger Forum für Baukultur
Dr.-Ing. Frank Pantel (1. Vorsitzender), Dipl.-Ing. Rainer Heimsch (2. Vorsitzender)
Blauschimmel Atelier e.V.
Theresa Ehmen (Vorstand), Bo Howell (Vorstand), Jessica Leffers (Geschäftsführung)
Center for Migration, Education an Cultural Studies Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Prof. Dr. Paul Mecheril (Direktor des CMC)
Cine k GbR
Team
CSD Nordwest e.V.
Vorstand
DerMädchen&das Junge
Friederike Mondry, Jens Meier
Deutscher Tonkünstlerverband - Region Nordwest
Irmgard Asimont
ensemble artistique GRAND-Z
Jacques Zamblé
frauen- und menschenrechte-aktiv
Marita Blessing
GDBA Lokalverband Oldenburg
Marne Ahrens, Volker Röhnert
Gesellschaft für zeitgenössische Kunst Osnabrück e.V. - hase29
globale - Festival für grenzüberschreitende Literatur
Libuse Cerna (Festivalleiterin)
Jugendkulturarbeit e.V. Oldenburg
Karl Aua Kollektiv
Jan Heyken Frerichs, Jannik Kirchner, Simon Fischer
klangpol - Netzwerk Neue Musik Nordwest
Eckart Beinke (Kuratoriumssprecher), Annabelle Köhler (stellvertretende Kuratoriumssprecherin)
KoBE e.V.
Dipl.-Ing. Rainer Heimsch (1. Vorsitzender), Dr.-Ing. Johann Zimmer (2. Vorsitzender)
Kreisvolkshochschulen Aurich-Norden (Eigenbetrieb)
Andreas Epple
Kultur Nord
Uwe Schwettmann
Kulturetage gGmbH
Team
Kulturzentrum Seefelder Mühle e.V.
Cornelia Iber-Rebentisch (Vorstand), Gesche Gloystein (Geschäftsführung)
Kunstschule Zinnober der Stadt Papenburg
Petra Wendholz (Leitung), Dr. Viola Tallowitz-Scharf (Stellvertr. Leitung)
KVHS Norden gGmbH
Irina Eifert
KVHS Aurich gGmbH
Günter Fahle
Landesbühne Niedersachsen Nord GmbH
Olaf Strieb (Intendant und Geschäftsführer), Torben Schumacher (Verwaltungsdirektor)
Lokalsender Oldenburg e. V.
Wiebke Schneidewind (Geschäftsführerin Lokalsender Oldenburg e. V. (Oldenburg Eins))
Lokalsender Oldenburg Eins, Projekt Radio Globale
Dörthe Bührmann
Medienbüro Oldenburg e.V.
Team
Niederdeutsche Bühne Waterkant, Bremerhaven e.V.
Meike Wiemken (stellv. Bühnenleiterin)
Niederdeutscher Bühnenbund Niedersachsen und Bremen e.V.
Arnold Preuß (Präsident), Herwig Dust (Vizepräsident und Leiter der Geschäftsstelle)
Oldenburg Tourismus und Marketing
Silke Fennemann
Oldenburgisches Staatstheater
Christian Firmbach (Generalintendant), Peter Hailer (Schauspieldirektor), Gesine Geppert (Leiterin Sparte 7)
Radio RIO Oldenburg
Christian Lohmann (Ltd. Redakteur)
Schwarzseher GmbH
Amon Thein, Diana Weilepp, Markus Blumenthal
THEATER AM MEER – Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven e.V.
Arnold Preuß (Theaterleiter, Vorstandsvorsitzender)
Theater in OHZ – Scharmbecker Speeldeel
Astrid Gries (Theaterleiterin), Tina Stelljes (stellv. Theaterleiterin)
Theater Laboratorium / Limonadenfabrik
Esther Vorwerk, Beatrice Bader
Theater UNIKUM
Jürgen Boese (Kulturreferent Studentenwerk Oldenburg)
theater wrede +
Marga Koop, Mareike Urfels, Winfried Wrede
umBAUbar – Bernd Feeken Projektbau
Bernd Feeken
Volkshochschule Oldenburg e.V.
Andreas Gögel (Geschäftsführender Vorstand)
Volkshochschule und Musikschule Friesland-Wittmund gGmbH
Heike Horn
Werkschule – Werkstatt für Kunst und Kulturarbeit e.V.
Wolfgang Heppner
Werkstatt Zukunft
Canan Barski, Andreas Büttner, Barthel Pester
Kulturschaffende
Irmgard Asimont
Flötistin
Bi-Z
Künstler
Uwe Fischer
Theaterpädagoge
Thomas Gatter
Autor
Weitere Unterzeichner*innen sowie die Erklärung in anderen Regionen
Ständig kommen neue Unterzeichner*innen zu unserer Erklärung hinzu. Die aktuelle Liste sowie den Wortlaut aller anderen regionalen Erklärungen der Vielen finden Sie auf der Seite des bundesweiten Netzwerkes | Die Vielen - Bundesweites Netzwerk
Werkstatt Zukunft zum Thema Populismus
Wie viele andere Unterstützer*innen der „Erklärung der Vielen“ beschäftigt sich Werkstatt Zukunft schon länger mit dem Thema Populismus und hat dazu mit einer Oldenburger Berufsschule zwei Sendungen erstellt, die wir Ihnen hier vorstellen. Aktuell starten wir gerade ein Jugendprojekt zu den Themen Sprache, Ausbildung und Toleranz: Jugendliche aus Oldenburg mit und ohne Migrationsgeschichte produzieren mit Unterstützung durch das Werkstatt-Team drei TV-Sendungen zu diesen aktuellen Themen. Interessierte Jugendliche sind willkommen! | Projektseite
Populismus – Eine interaktive Lesung
Aufzeichnung in der Limonadenfabrik Oldenburg, mit einer Einführung durch die Theaterpädagoginnen Gina Schumm und Margit Ostern. Womit haben Populisten Erfolg? Was macht mir Angst? Bin ich verführbar? April 2018 | Themenseite
Pop… Pop… Populismus – Sagen was ist!
Einfache Antworten auf schwierige Fragen geben, scheint das Erfolgsrezept der Populisten zu sein. Was macht mir Angst? Bin ich verführbar? Ein Theaterprojekt von Schüler*innen des BZTG – Interviews zum Thema. Februar 2018 | Themenseite