Werkstatt Zukunft
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OLDENBURGER ZUKUNFTSTAGE > 2016

Notfallpädagogik: Perspektiven für traumatisierte Kinder und Jugendliche

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Samstag, 23. April 2016, 10 Uhr
Kulturzentrum PFL

Waldorfpädagogik im Brennpunkt: Irak, Gaza, Philippinen, Deutschland
Lukas Mall (Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners) berichtet aus seiner Tätigkeit

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Eine Einführung in Psychotraumatologie und Notfallpädagogik – untermalt mit konkreten Beispielen aus der Arbeit im In- und Ausland. Ganz im Sinne des Themas der Zukunftstage ‚ich – du – wir’ müssen wir uns dem Thema Traumatisierung zuwenden, um zu einem ‚Wir’ und Miteinander finden zu können.

Notfallpädagogik hilft mit Waldorf- und Traumapädagogischen Methoden die Selbstheilungskräfte anzuregen und zu stärken – wie, das möchte ich mit Ihnen erarbeiten.

Fotos: Mitarbeiter*innen der ‚Freunde’ mit Kindern in einem Flüchtlingslager im Irak | © Unicef Irak

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Lukas Mall wurde 1984 in Ebersburg geboren. Der ausgebildete Schreiner, Sozialarbeiter und Erlebnispädagoge nahm 2009 erstmals an einem notfallpädagogischen Einsatz der Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V. teil. Von 2010 bis 2013 war er als Sozialarbeiter im Parzival Zentrum beschäftigt und ist ab 2010 als Koordinator der Notfallpädagogik bei den Freunden der Erziehungskunst tätig.

Als Einsatzleiter, Koordinator und Referent hat er seither über 20 Einsätze, unter anderem in Gaza, Haiti, dem Nordirak und auf den Philippinen begleitet. Zuletzt war er bis 30. Oktober 2015 auf Lesbos in Griechenland für ankommende Flüchtlinge aktiv.

Im Themenschwerpunkt ‚Traumapädagogik’ bietet Lukas Mall außerdem zwei Workshops bei den Zukunftstagen an.

Hintergrund: Notfallpädagogik

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Der Sonderpädagoge Bernd Ruf entwickelte ein umfassendes, auf der Waldorfpädagogik basierendes Konzept zur Notfallpädagogik, nachdem er mit psycho-traumatisierten Kindern in einem Flüchtlingslager in Beirut im Kontext des Libanonkriegs 2006 konfrontiert wurde. Derzeit werden in dem von ihm geleiteten Parzival-Schulzentrum in Karlsruhe neben vielen anderen Kindern und Jugendlichen auch rund 120 Schüler*innen mit Fluchterfahrung betreut.

Die durch Menschenhand verursachte Gewalt und die durch Krieg schwer traumatisierten Flüchtlinge im Libanon leiteten das erste Pilotprojekt der „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners“ in die Wege. Die Notfallpädagogik wurde neben der Projektförderung und den internationalen Freiwilligendiensten zu einem weiteren großen Arbeitsbereich des Vereins.

In Folge von kriegerischen Auseinandersetzungen und Naturkatastrophen arbeiteten die „Freunde“ unter anderem mit psychotraumatisierten Kindern und Jugendlichen im Libanon (2006), China (2008 und 2013), Gaza (2009 - 2014), Indonesien (2009), Haiti (2010), Kirgisistan (2010), Japan (2011) und Kenia (2012 – 2013), Philippinen (2013-2015), Kurdistan-Irak (2013-2015) Bosnien und Herzegowina (2014) und Nepal (2015).


Bernd Ruf schreibt in einer Einführung in die Notfallpädagogik:

Notfallpädagogische Interventionen versuchen den betroffenen Kindern und Jugendlichen durch stabilisierende Maßnahmen bei der Verarbeitung ihrer traumatischen Erfahrung zu helfen.

Durch die Gewährung von Schutz und Sicherheit, den Aufbau verlässlicher Beziehungen, durch die Erfahrung von Selbstwert, Selbstkontrolle und Selbstwirksamkeit und die Verringerung von Belastungen sowie dem Aufbau einer heilenden Gruppenatmosphäre soll die Gesamtkonstitution des Kindes gestärkt und seine Selbstheilungskräfte aktiviert werden.

Ziel ist es, die traumatische Erfahrung in die Biografie zu integrieren und so der Entwicklung einer Posttraumatischen Belastungsstörung entgegenzuwirken.

Waldorfpädagogik als ganzheitliche, am Kind und den Gesetzen seiner Entwicklung orientierten Pädagogik mit globaler Dimension, erscheint - unterstützt von spezifischen künstlerischen Therapieformen - besonders geeignet, als Grundlage für notfallpädagogische Interventionen zu dienen.

In gestalteten Unterrichts- und Spielphasen, im Freispiel und in Phasen kreativ-künstlerischer Gestaltung sollen durch das Trauma verschüttete personale Ressourcen freigesetzt und aktiviert werden. Ein rhythmisch gestalteter Tagesablauf, geregelte Essens- und Schlafenszeiten, Ruhe- und Aktionsphasen sollen den Kindern und Jugendlichen einen neuen Orientierungsrahmen, Sicherheit und Halt geben, und so sicherheitsvermittelte Beziehungen, Vertrauen und Selbstvertrauen, neues Weltinteresse und altersentsprechende Eigensteuerung und Eigenverantwortlichkeit aufbauen und fördern.

Aus: Bernd Ruf, Wenn Welten einstürzen - Notfallpädagogische Interventionen für traumatisierte Kinder und Jugendliche in Krisenregionen. Der ausführliche Text (17 Seiten) steht auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Chinesisch, Arabisch und Russisch zur Verfügung | Website ‚Freunde’

Bericht aus dem Irak: ‚Healing through movement and art’ | Unicef Irak (englisch)


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