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THEMEN > FRIEDEN – GERECHTIGKEIT – EINE WELT

Gegenwart verstehen – Zukunft gestalten

Aus der Geschichtsepoche der 11. Klasse der Freien Waldorfschule Oldenburg

Texte von Schüler:innen aus einem Projekt mit Werkstatt Zukunft, Juni/Juli 2022

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Globalisierung – früher und heute: Im Rahmen eines Projektes mit Werkstatt Zukunft, das Teil einer Geschichtsepoche war, denken Schüler:innen der 11. Klasse der Freien Waldorfschule Oldenburg über unsere Verantwortung für die Zukunft nach. „Faire Chancen für alle“ – das ist das Motto, unter dem sie Fragen des Fairen Handels heute aber auch in früheren Zeiten kennenlernen und so die Beschäftigung mit Geschichte für das Ergreifen von Zukunftsaufgaben fruchtbar machen. Auf dieser Seite präsentieren wir einige Texte von Schüler:innen aus diesem Projekt.

Außerdem haben die Schüler:innen des 11. Jahrgangs eine TV-Sendung zu Fairem Handel und zum fairen Umgang miteinander im globalen Zusammenhang vorbereitet und moderiert. Link zur Themenseite mit dem Video und mit der Vorstellung des Projektes | Globalisierung – früher und heute

Jugendliche nehmen Stellung

Wir stellen eine Auswahl von Texten vor, die im Laufe der vierwöchigen Geschichtsepoche entstanden sind. Vom Sinn unseres Daseins über den Mut zur Utopie reichen die Themen bis zu unserer konkreten Verantwortung für die Gestaltung der Zukumnft. Was bringt mir die Beschäftigung mit Geschichte im Blick auf Zukunftsaufgaben?

Der Kampf des Lebens

Nachdenken über den Sinn des Lebens. Von Johanna

Wir beenden das Leben alle mit einem Schlag, einem Augenblick der alles verschwimmen, vergilben, verblassen lässt. Unsere ganze Lebenszeit, unser Fleiß, unsere Erinnerungen und das Leben, welches wir uns mühsam aufgebaut haben, alles gipfelt im Phänomen des Ablebens. Alle Emotionen, die wir in uns hatten, verpuffen, sie werden zu Wind, zu neuem Leben. Unsere Seelen steigen empor, in Dimensionen, die wir uns nicht einmal vorstellen können.

Aber was, wenn sowas wie das Leben „danach“ gar nicht existiert? Möglicherweise verschwinden wir auch einfach nur, mit alledem, was uns ausmacht, wer wir sind. Und wenn es so sein sollte, wozu dann im Leben noch kämpfen? Wenn das Ziel das Ende ist, scheint das Leben dann nicht unbedeutend im Angesicht des Todes?

Wenn wir uns auf das Leben einlassen, lassen wir uns gleichzeitig auf alles ein, was mit dem Leben in Verbindung steht. Liebe, Freude, Schmerz, Trauer, Verluste und Neuentdeckungen. Mit all diesen Gefühlen muss der Mensch, ein zerbrechliches Wesen, erstmal klar kommen. Wir müssen erst lernen, was es heißt zu leben. Was es heißt, zu akzeptieren und glücklich zu sein.

Heutzutage sind wir als scheinbar hochintelligente Spezies viel zu sehr damit beschäftigt zu kämpfen, jeden Tag zu überstehen, ohne dass die Welt in sich kollabiert. Ich frage mich, was es für andere Menschen wohl heißen mag zu leben, sich jeden Tag durch einen stressigen 9/5 Job zu quälen, Rechnungen zu bezahlen und dabei vom Druck der Gesellschaft erdrückt zu werden. Vielleicht haben einige von uns bereits vergessen, dass das Leben ein Geschenk ist. Vielleicht haben sie die Lust und den Spaß am Leben schon längst verloren.

Diese Gesellschaft, mit all ihren Regeln und Gesetzen macht uns krank, doch können wir auch ohne sie? Jeden Tag kämpfen wir mit Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Homophobie, Beauty-standards, Klischees und vielem mehr, doch trotzdem bleiben wir ein Teil des Konstrukts, das für uns vorbestimmt wurde. Was ist der Sinn im Leben? Eine Karriere? Viel Geld? Eine bessere Wohnung? Das Leben ist hart, man muss sich manchmal auch durchschlagen um seinen eigenen Weg zu finden. Denn wer seinen eigenen, für ihn passenden Weg nicht findet, der kämpft nicht nur, nein, er hat auch gleichzeitig aufgehört zu kämpfen.

Wir wissen nicht, was vor dem Leben war und wir wissen genau so wenig, was nach dem Leben kommt, doch wir wissen ganz genau, dass wir leben. Wie bedeutend oder unbedeutend dieses Leben verläuft, hängt von jedem einzelnen von uns ab, von der Art und Weise, wie wir dieses Leben gestalten. Ich muss nicht relevant sein. Kein zweites, drittes oder sechstes Leben führen. Ich muss glücklich sein. Mein Leben ist, wenn auch nicht von Dauer, ein einzigartiges Phänomen.

Um nun auf die Frage, wie unbedeutend das Leben im Angesicht des Todes zu sein scheint, zurückzukommen: Wir werden wahrscheinlich nicht die Welt verändern, der nächste Gott oder Buddha werden und wir werden uns mit dem Tod wahrscheinlich in allen Hinsichten von diesem Leben verabschieden, doch was zählt ist das Hier und Jetzt. Ich lebe um zu sterben, aber wie ich sterbe, bleibt mir selbst überlassen.

Mut zur Utopie

Welche Veränderung wünsche ich mir im Blick auf die Zukunft? Meine ersten Gedanken dazu. Von Tjark

Viele Menschen verschiedenen Alters und Herkunft verbrachten und verbringen Zeit ihres Lebens, um sich eine Welt vorzustellen, in der Harmonie, Frieden, Gleichberechtigung herrschen und man in einem Umfeld lebt, welches den Menschen respektiert und achtet. So wie wir sind.

Da die Vorstellungen einer perfekten Welt so unterschiedlich sind, sind auch die Wege zu diesem Traumziel so unterschiedlich. Die Eine wünscht sich zuerst eine Veränderung im eigenen Umfeld, während der Andere von Technologien träumt, welche die Welt verbessern sollen. Doch als ich mir die ersten Gedanken zu diesem Thema machte, war es doch etwas anderes.

Es heißt doch immer, der erste Schritt ist der Entscheidendste. Wie wäre es, wenn wir diesen alle gemeinsam aufeinander zu tun. Wir mit unserem Miteinander den Grundstein für all das Gute schaffen. Schließlich sitzen wir sprichwörtlich alle im selben Boot und um gegen den Strudels des „Untergangs“ anzukommen, müssen wirklich alle rudern. Alle gemeinsam, füreinander.

Warum können wir uns nicht offen begegnen und unsere Gegenüber nicht als Fremde abtun. Wir sind immer gestresst, haben wenig Zeit und bekommen meist nicht mal unsere Umwelt mit. Versuchen wir doch, statt unseres gestressten Gesichts das nächste Mal dem vorbeikommenden Menschen ein Lächeln zu schenken. Es fühlt sich meist nicht nur bei unserem Gegenüber gut an, sondern erfüllt auch uns.

Auch bekommt der Zusammenhalt in Zeiten wie diesen eine ganz neue Bedeutung.

Neulich sah ich eine Videobotschaft eines Manns, der in der Ukraine einen landwirtschaftlichen Betrieb leitet. Seit der zweiten Woche des Krieges nimmt er kurze Clips auf, in denen er erzählt wie es ihm ergeht. Als ich das Video sah, führten Panzer in der Nähe seines Hofes, auf seinen Felder eine Auseinandersetzung. Zudem beschlagnahmte das Militär sämtlichen Treibstoff. Keine Möglichkeit besteht mehr, die Milch der Kühe in eine Molkerei zu bringen. Stattdessen werden Käse und Milch an Leute verteilt, die keine ausreichenden Lebensmittel mehr beziehen können.

Doch das Bewegendste war das, was er am Schluss sagte. Der Mann erzählte, wie schrecklich er den Krieg findet und wie sehr er ihn fürchtet. Doch wie viel Schaden die Raketen auch anrichten mögen, der Zusammenhalt untereinander ist gewachsen, wie er ihn noch nie erlebt hat und hat eher eine Tendenz, weiter anzusteigen. Das ist doch etwas Wunderbares. Jedoch brauchen wir doch dafür nicht einen Krieg!

Lasst uns heute und hier anfangen, aufeinander zu zu gehen.

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Im Rahmen des Projekts waren wir in Lübeck und haben uns mit der neuen Ausstellung "Guter Stoff" des Hansemuseums beschäftigt.

Unsere Verantwortung für Erde und Mensch

Was kann ich tun? Von einer Schüler*in der 11. Klasse

Ich denke, wenn wir Menschen bewusst im Leben stehen und Respekt voreinander und der Erde haben, würde das Leben ganz anders laufen.

Heutzutage leben wir Menschen, meiner Meinung nach, nicht mehr bewusst. Wir nehmen vieles selbstverständlich hin und meckern schnell, wenn mal Kleinigkeiten nicht funktionieren. Wir leben im ständigen Konsum, immer mehr, immer neu, immer teuer.

Wir Menschen lernen oft nicht aus unseren Fehlern und Taten. Statt den Frieden zu bewahren, zetteln wir Krieg an. Wir zerstören die Natur und das Klima durch immer neue Bauprojekte oder andere Dinge.

Ich glaube, wenn wir mal daran arbeiten, mit wenigen Dingen, Liebe, Fürsorge und Respekt zu leben, hätten wir unsere Verantwortung gegenüber der Erde und den Menschen erfüllt.

Dieses Zitat von Jimi Hendrix finde ich sehr passend:
„Wenn die Macht der Liebe über die Liebe zur Macht siegt, wird die Welt Frieden finden.“

Eintracht innen – außen Frieden

Zur Inschrift über dem Holsten-Tor in Lübeck. Von einer Schüler*in der 11. Klasse

Ich bin der Meinung, dass man nur Frieden in der Welt schaffen kann, wenn in einem selbst Frieden herrscht. Heutzutage muss alles schnell gehen. Die Gesellschaft wird immer leistungs- und konsumfokussierter und Langeweile ist aus der Mode gekommen.

Man lenkt sich ab (Fernseher, Handy, Kopfhörer), anstatt sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Es wird darauf fokussiert, möglichst effizient seine Zeit zu nutzen, was viele damit verbinden, möglichst viel an einem Tag zu erledigen. Nur noch selten halten wir inne, um im Moment anzukommen, unsere Gedanken zu ordnen und Gefühle zu reflektieren.

Zwischen Aktion und Reaktion liegt der freie Wille. Du selbst kannst entscheiden, wie du auf Situationen reagierst und ich denke, wenn du mit dir selbst in Eintracht bist und dir deiner Wünsche und Gefühle bewusst bist, kannst du besser mit Problemen umgehen.

Außen Frieden bedeutet ja auch nicht gleich Weltfrieden. Frieden mit deiner Familie, deinen Freunden und in deiner Gemeinde. Ich denke nicht, dass man Frieden erzwingen kann. Es ist ein langsamer Prozess, der im Kleinen anfängt und der ständiger Pflege bedarf.

Fang mit dir selbst an und dann gib es an deine Umwelt, deine Mitmenschen weiter.

Muss das sein?

Eine Reflexion über den Krieg von Friedrich

Am Ende sind ganz viele Menschenleben verloren. Blut fließt und Herzen sind gebrochen. Aber muss das sein? Wie kann das sein, in dieser Zeit, in der wir uns im Unterricht so oft und intensiv mit der Vergangenheit beschäftigen?

In dieser Zeit, in welcher Forschungen in der Geschichte wahnsinnig schnell und erkenntnisreich sind. Eigentlich haben wir Menschen doch die Fähigkeit, Schlüsse aus Ereignissen zu ziehen. Warum bewegen wir uns trotzdem in einer Spirale, in der der Welt und uns Dinge passieren, die wir schon erlebt und unter denen wir großteils gelitten haben?

Ich persönlich weiß auf die Frage keine Antwort. Das Argument, der Mensch sei eigentlich einfach zu dumm, um vernünftig zu handeln, ist mir zu billig.

Die Spezies Mensch hat zahlreiche Entwicklungen überstanden, beeindruckende Erfahrungen und Entdeckungen gemacht und sie kann sogar in bestimmten Bereichen in die zukünftigen Verhältnisse der Welt schauen.

Sie müsste dann eigentlich in der Lage sein, sich selbst nicht zu vernichten, altbekannte Fehler nicht zu wiederholen und die verhältnismäßig kurze Lebenszeit wertzuschätzen und zu nutzen.

Vielleicht müssen wir unsere Gedankengänge langfristig erweitern, also neue, unbekannte Lösungen erdenken. Bei Konflikten nicht nur kriegerische oder wirtschaftliche Handlungen einsetzen, sondern einen neuen Weg einschlagen. Ein globales Update beim Umgang mit Konflikten sollte entwickelt werden. Kein Update beim Militär, kein Update beim Import oder Export von Rohstoffen. Aber was könnte das für eine neue Lösung sein? Kein Krieg, keine Sanktionen, im besten Fall auch keine Drohungen, allerdings auch keine Ignoranz.

Reden? Eigentlich die beste Lösung, aber lassen alle mit sich reden? In diesem Moment fällt mir nichts ein, aber um noch einmal auf den Anfang des Textes zurückzukommen: der Mensch ist intelligent genug, um eine Antwort auf die Frage zu finden.

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Im Rahmen des Projekts waren wir in Lübeck und haben uns die alte Stadt im Hinblick auf koloniale Kontinuitäten angeschaut.

Welche Veränderung wünsche ich mir im Blick auf die Zukunft?

Eine Reflexion von Sethos

Ich wünsche mir für die Zukunft eine deutliche Veränderung im Hinblick auf Menschenrechte. Wir brauchen Gleichberechtigung aller, nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Realität.

Ich wünsche mir, dass auf die Wissenschaft gehört wird. Für viele Probleme, die wir haben, gibt es schon Lösungsansätze, die nicht ausreichend beachtet oder finanziert werden.

Wir müssen weg von der Industrialisierung und zurück zur Individualität kommen Ich stimme nicht mit der von Ray Bradburg in „Fahrenheit 451“ geäußerten These überein, dass der Individualismus uns zugrunde richtet.

Wissen und Daten sind die beste Hilfe im Kampf mit unseren Problemen. Deshalb wünsche ich mir, dass wir in der Zukunft unzensiertes Wissen und Transparenz in allen Bereichen haben.

Wir müssen jetzt aufhören, durch die Welt zu schlafwandeln, damit wir von einer besseren träumen können. Ich wünsche mir, dass Gleichberechtigung und Wissensaustausch zu Frieden führen. Dass man als Individuum die Demut besitzt zu erkennen, dass man nicht allein auf der Welt ist.

Wir Menschen sind anpassungsfähig. Wir können jetzt anfangen, uns an kleine Dinge anzupassen, sonst können wir uns später nicht mehr an zu große Veränderungen anpassen. Wir würden an den Folgen unserer eigenen Handlungen zugrunde gehen.

Deshalb ist mein größter Wunsch, dass wir jetzt anfangen, uns zu ändern und nicht erst in einigen Jahren. Das Leben und die Existenz sind äußerst empfindliche Gleichgewichte, die wir seit Jahrzehnten stören. Das muss uns klar werden.

Unsere Verantwortung für die Erde und den Menschen

Kakao für unsere Kinder. Von  einer Schüler*in der 11. Klasse

Wir Menschen müssen rücksichtsvoll, liebevoll und respektvoll gegenüber anderen sein, weil wir nur so vernünftig miteinander umgehen können. Nur dann können wir miteinander kommunizieren.

Ebenso müssen wir auf unsere eigene Umwelt achten. „Die Sonne ist gelb, der Himmel ist blau, ich trinke gerne Kakao“. Damit wir weiterhin gerne Kakao trinken, müssen wir bewusst handeln und wenn wir es nicht tun, können wir in zehn Jahren keinen Kakao mehr trinken.

Das heißt, unsere Kinder werden niemals wissen, was Kakao ist. Da wir aber wissen, wie unfassbar lecker Kakao ist, müssen wir uns um die Umwelt kümmern.

Durch Zerstörung der Natur kommt das Biosystem der Erde ins Ungleichgewicht. Wir Menschen müssen zu unserer Verantwortung stehen und uns auch dementsprechend verhalten.

Texte der 9. Klasse im Rahmen des Projektes "Faire Chancen für alle"

Auch die 9. Klasse der Waldorfschule hat sich mit ähnlichen Themen beschäftigt. Im März 2022 waren wir ebenfalls im Rahmen des Projektes "Faire Chancen für alle" in dieser Klasse. Hier sind die Texte der 9. Klasse zu finden | Texte der 9. Klasse


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