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Die Regio Challenge 2020 in Oldenburg

Von Sophie Plenio, FÖJ bei Werkstatt Zukunft, September 2020

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Eine Woche lang hieß es für rund 40 Freiwillige nur das zu essen, was in einem Radius von 50km in und um Oldenburg erzeugt wurde. Lediglich zwei nichtregionale „Lebensmittel-Joker“ waren erlaubt. Eine ganz schöne Herausforderung! Ich, FÖJlerin bei Werkstatt Zukunft, wollte mich der Herausforderung stellen und meldete mich für die Teilnahme an.

Eindrücke einer Organisatorin und einer Teilnehmerin

Die Regio Challenge fand vom 12. bis zum 20. September statt. Was ich als Teilnehmerin aus der Woche mitnehme, wie Mitorganisatorin Canan Barski sie erlebte, wieso es die Regio Challenge gibt und wer sie organisiert, berichte ich euch in diesem Artikel.

Wer organisiert die Regio Challenge?

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Erfunden haben das Konzept der Regio Challenge Engagierte der Bewegung Ernährungssouveränität. Sie schreiben über sich selbst, dass sie eine Graswurzelbewegung sind, die an verschiedenen Orten stattfindet und keine feste Gruppe bildet. Mittlerweile gibt es die Regio Challenge unter anderem in Rotenburg und Bremen und seit letztem Jahr in Oldenburg. Hier wird sie organisiert von dem Ernährungsrat Oldenburg, dem Ökumenischen Zentrum Oldenburg (ÖZO) und „Kostbar“, dem grünen Gutscheinbuch.

Wieso gibt es die Regio Challenge?

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Drei Beispiele für mein Frühstück, Mittag- und Abendessen während der Challenge

Das Wort „regional“ wird auf Lebensmittelverpackungen in Supermärkten immer populärer. Immer mehr Menschen möchten essen was um die Ecke wächst und das aus gutem Grund: Kürzere Wege vermeiden einen unnötigen CO2-Ausstoß. Wegen schnellerer Transportzeiten können synthetische Chemikalien zur Haltbarmachung eingespart werden, was die Umwelt und auch die eigene Gesundheit schont. Auch der Geldbeutel freut sich, wenn Lebensmittel saisonal gekauft werden. Saison ist dann, wenn Lebensmittel in größeren Mengen durch regionale Ernte vorhanden sind und dadurch günstiger werden.

Es gibt natürlich zahlreiche weitere Motivationen, regional zu kaufen: die Unterstützung lokaler Erzeuger*innen, ein frischerer Geschmack durch die kürzere Lagerung und eine im Idealfall fairere Bezahlung der Produzent*innen.

Im Supermarkt ist jedoch das Wort „regional“ kein einheitlich benutzter Begriff und was damit gemeint ist, ist oft intransparent. Manchmal gilt ein Produkt als regional, wenn lediglich der letzte Herstellungsschritt in unmittelbarer Nähe ausgeführt wird. Ein andermal zählt die Erzeugung eines Nahrungsmittels im 500 km entfernten Bayern bei uns in Nordwestniedersachsen noch als regional.

„Die Regio Challenge gibt es zum einen, um mehr Transparenz darüber zu schaffen woher unsere Lebensmittel kommen“, sagt Canan Barski, Mitorganisatorin der Regio Challenge und Eine-Welt-Promotorin (ÖZO) in Oldenburg. Dabei hilft eine Liste mit Erzeuger*innen aus der Region, die ihr Obst und Gemüse, Milchprodukte, Fleisch und Brot wirklich nur eine Radtour entfernt produzieren, die die Teilnehmenden zu Beginn als Hilfestellung per Mail zugesandt bekommen.

Mich hat die Challenge zusätzlich dazu angeregt, Verkäufer*innen gezielt nach der Herkunft ihrer Waren zu Fragen z.B. auf dem Wochenmarkt. Dort wurden mir meine Fragen immer gerne beantwortet. Ein Marktverkäufer schenkte mir sogar zur Unterstützung für die Challenge seine regionalen Möhren und ein anderer Stand Salat aus eigenem Anbau. Super!

„Ein weiteres Ziel der Regio Challenge ist es, Menschen zu mehr Bewusstsein mit ihrem eigenen Konsum anzuregen“, erklärt mir Canan Barski. „Durch den Verzicht auf nichtregionale Produkte merkt man schnell, wie viele Waren man oftmals tagtäglich aus fernen Ländern kauft.“ Da muss ich ihr zustimmen. Ich hatte lange nicht mehr eine ganze Woche auf schwarzen Tee, Kaffee und Schokolade verzichtet.

Außerdem wurden wir Teilnehmende per E-Mail die ganze Woche über mit interessanten Artikeln zu Ernährungsthemen gefüttert, z.B. zum Thema „regional und unverpackt“.

Wie erlebte die Mitorganisatorin Canan Barski die diesjährige Challenge?

„Es hat wieder großen Spaß gemacht!“, so Barski. Sie habe neue Rezeptideen kennengelernt, unter anderem, wie man selbst Gnocchi herstellt. Dies sei überraschend simpel gewesen und zeige, dass der Kauf von vorgefertigten Gnocchi im Supermarkt vermieden werden könne. So könne Einwegplastik gespart und auf Zusatzstoffe verzichtet werden. Nächstes Jahr möchten sie und die anderen Organisator*innen die Regio Challenge definitiv noch einmal in Oldenburg durchführen, sagt sie mit einem freudigen Lächeln.

Mein persönliches Fazit als Teilnehmerin

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Es ist wirklich gar nicht so schwierig in Oldenburg regional zu essen wie ich dachte! Die zahlreichen Wochenmärkte, die auch auf der Seite der Stadt zu finden sind, helfen dabei immens. Viele Landwirte aus der Umgebung verkaufen dort ihre Nahrungsmittel. Ich habe dort sogar Gewürze bekommen als regionale Topfpflanzen von der Kräuterei. In dem Sinne hat mir die Regio Challenge sehr die Augen geöffnet.

Darüber hinaus habe ich in der Woche einige Menschen kennengelernt, die auch an regionaler Ernährung interessiert sind. Die Organisator*innen hatten für alle Teilnehmenden eine Gruppe zum Austausch über Telegram errichtet. Dort wurden regelmäßig die leckersten, inspirierendsten Rezepte hineingeschickt. Die Gruppe wollen wir natürlich beibehalten um uns in Zukunft auch weiter zu regionalem Essen auszutauschen und zu motivieren. Die Challenge kann ich also nur empfehlen.

Weitere Erfahrungsberichte und Infos gibt es hier | Ernährungsrat Oldenburg


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