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THEMEN > UMWELT – NACHHALTIGKEIT – KLIMASCHUTZ

Van Bo Le-Mentzel und Niko Paech – Wie viele Quadratmeter braucht ein Mensch zum guten Leben?

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Wie können wir nachhaltig und preisgünstig in unseren Städten leben? Eine Wohnung mit Küche, Bad, Bett, Schreibtisch und Sessel auf schlanken 6,4 Quadratmetern für 100 Euro Miete monatlich. Der Berliner Architekt Van Bo Le-Mentzel liefert mit diesem Raumwunder eine Antwort auf die steigenden Wohnungspreise und immer knapperen Wohnraum in Großstädten. Zwei Meter ist die Musterwohnung breit, 3,20 Meter lang und sie verfügt über altbautaugliche 3,60 Meter Deckenhöhe.

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Van Bo Le-Mentzel war im Dezember 2018 Gast der Vortragsreihe zur Kultur des Reparierens. Hier ein Bild von seinem Vortrag im Musiksaal der Waldorfschule in Oldenburg, in der die Vortragsreihe ihrerseits zu Gast ist. Werkstatt Zukunft hat die Gelegenheit genutzt, ihn gemeinsam mit Niko Paech zum Interview in den Werkraum der Schule zu bitten.

Van Bo Le-Mentzel ist einer der wenigen, die der sozial brennende Frage des Wohnens in unseren Städten vom Gesichtspunkt des Designs und der Architektur nachgehen. Niko Paech ist der bekannteste Wachstumskritiker in Deutschland und einer der Veranstalter der Vortragsreihe. So lag es nahe, die beiden ins Gespräch zu bringen über die Frage, wie viel Wohnraum eigentlich für ein gutes Leben nötig ist und worauf es dabei ankommt.

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Van Bo Le-Mentzel entwickelte eine Hartz IV Möbelkollektion zum Selberbauen, die mittlerweile aus einem Stuhl, Sessel, Schlafsofa, Regal und Tisch besteht. Christa Stock (rechts im Bild) hat in der Oldenburger Frauenwerkstatt „Fliegende Späne“ einen solchen Stuhl hergestellt – mit Holz aus gebrauchten Lattenrosten, nur die Schrauben sind neu. Van Bo zeigte sich von der Weiterentwicklung seiner Idee begeistert: Aus seinem 24 €-Stuhl wurde so ein 9 €-Stuhl – und die Umwelt wurde deutlich weniger belastet.

Van Bo Le-Mentzel

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Van Bo Le-Mentzel ist Architekt und lebt in Berlin. Er hat das „Co-Being House“ entwickelt – ein Haus, in dem Menschen gemeinsam leben, ihre eigene 6,4 Quadratmeter-Wohnung haben und Gemeinschaftsbereiche teilen. Bereits 2010 stellte Van Bo im Rahmen des Internationalen Design-Festivals (DMY) in Berlin seine 21 Quadratmeter große Hartz-IV-Wohnung vor. Er ist aber auch Autor („Der Kleine Professor“, 2016, Ecowin) und Filmemacher und Initiator mehrerer Initiativen zwischen Design und sozialer Teilhabe.

Van Bo engagiert sich bei DeutschPlus für mehr Chancengerechtigkeit. 2016 erschien sein erster Kinofilm „3min of Fame, Love and Peace“, ein interreligiöses Projekt mit Jüd*innen und Muslim*innen. Für seine Initiativen wurde Van Bo mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Zeit Wissen-Preis Mut zur Nachhaltigkeit und dem Bayreuther Vorbildpreis.

Prof. Dr. Niko Paech

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Niko Paech lehrt an der Universität Siegen und hat in Oldenburg zehn Jahre lang die ‚Vortragsreihe Postwachstumsökonomie’ (Ringvorlesung) organisiert, die jetzt als Reihe zur Reparaturkultur fortgeführt wird. Er forscht und lehrt unter anderem in den Bereichen Klimaschutz, nachhaltiger Konsum, Umweltökonomik, Sustainable Supply Chain Management, Nachhaltigkeitskommunikation, Diffusionsforschung und Innovationsmanagement. Niko Paech hat das Konzept der „Postwachstumsökonomie“ entwickelt und steht für eine konsequente Abkehr vom Paradigma, dass die Wirtschaft ständig wachsen müsse.

Mit seinem Engagement in zahlreichen zivilgesellschaftlichen Initiativen sowie Vereinigungen verbindet er Wissenschaft und Praxis. Als er 2014 mit dem Zeit Wissen-Preis „Mut zur Nachhaltigkeit“ ausgezeichnet wurde, schrieb die Jury in ihrer Pressemitteilung: Als „Prophet des Weniger“ macht sich Paech Gedanken um die Zeit nach dem grenzenlosen Wachstum und dem dafür notwendigen Strukturwandel. Er blickt damit über das bestehende ökonomische System hinaus und vertritt die Meinung, dass die Welt nur noch zu retten sei, wenn niemand mehr über seine Verhältnisse lebt.

Barthel Pester – Moderation

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Bankkaufmann, Germanist, Historiker und Publizist – das sind seine Stationen, die letztlich im Journalismus mündeten. Dreizehn Jahre arbeitete er frei überwiegend für den ARD-Hörfunk, aber auch für das Fernsehen, als Reporter, Redakteur und Moderator in der aktuellen Berichterstattung.


Heute gilt sein Interesse in erster Linie nachhaltigen Themen wie der sozialen Gerechtigkeit und dem gesellschaftlichen Wandel, dem Schutz des Klimas und den drängenden Fragen einer zukünftigen Energieversorgung. Im Team von Werkstatt Zukunft bringt er seine Erfahrung als Journalist in Workshops mit jungen Menschen und in der Konzeption unserer Sendereihe ein.


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