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Welthandel ohne Umweltbelastung
Von Andreas Büttner, Juli 2017
„Avontuur“ (Abenteuer) heißt das Schiff, mit dem Kapitän Cornelius Bockermann zeigen will, dass fairer Handel nachhaltig und ohne Umweltbelastung möglich ist: Der Frachtsegler braucht nur Wind für seine Reise und ist auch mal etwas länger unterwegs, wenn dieser ausbleibt.
1920 in Stadskanaal (Provinz Groningen) erbaut, hat Bockermann mit über hundert Freiwilligen das Schiff in den Jahren 2014 – 2016 in Elsfleth renoviert – für jeden Tag Arbeit gab es einen Tag an Bord der Avontuur. Von dort sticht er an diesem Dienstag wieder in See, um Waren zwischen Europa und Amerika zu transportieren: Faire Mode, Kaffee und manches andere. 114 Tonnen fasst der Segler.
„Wir bringen den Wandel zur sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit in die Schifffahrtsindustrie - zum Schutz der Umwelt und für die nachfolgenden Generationen“ schreibt die von Bockermann gegründete Reederei Timbercoast in ihrer Pressemappe.
„Wir haben eine klare Botschaft. Wir wollen auf die Missstände in der Welthandelsflotte hinweisen und zeigen, dass Waren sauber und emissionsfrei über den Seeweg transportiert werden können“, so Bockermann. Der 58-jährige weiß, wovon er spricht. Vor Jahren gründete er seine eigene Reederei, die Schwertransporte für die Öl-Industrie ausführte und unter anderem Schiffswracks vor der afrikanischen Küste barg oder komplette Plattformen transportierte.
Ein lukratives Geschäft, womit er viel Geld verdiente, das ihm aber auch immer mehr bewusst machte, welche Auswirkungen die weltweite Transportschifffahrt auf die Meere hat. „Die konventionelle Schifffahrt ist eine Umweltschweinerei“, sagt Bockermann heute. „Eins der weltgrößten Containerschiffe, die Emma Maersk, bläst etwa 300.000 Tonnen CO2 pro Jahr in die Luft – das ist vergleichbar mit einem mittleren Kohlekraftwerk“.
Was wir heute tun, bestimmt wie wir morgen leben: Die derzeit mehr als 90.000 Containerschiffe, die Haupttransportmittel unseres Welthandels sind, sind mit Abstand die größten Verschmutzer im Transportsektor. Die vom Straßen- und Luftverkehr produzierten Emissionen sehen dagegen tatsächlich vergleichsweise harmlos aus. Motorgetriebene Frachtschiffe zerstören die Umwelt und sondern lebensgefährliche Giftstoffe ab. Ein einziger Ozeanriese produziert auf seiner Reise so viele Schadstoffe, wie fünf Millionen Autos auf gleicher Strecke.
800.000 Euro eigenes Geld hat Bockermann in seine neue Reederei investiert. Radio Bremen hat er gesagt: „Wenn man von etwas überzeugt ist, dann sollte man das ruhig machen. Und wenn ich damit auf den Bauch falle, dann fang' ich eben wieder an zu arbeiten. Ich scheu' mich ja nicht vor Arbeit.“
Ob das keine Arbeit ist auf der Avontuur? Außer Bockermann sind dort fünf feste Besatzungsmitglieder tätig und bis zu zehn Mitfahrer*innen, die für ihr Abenteuer einen Beitrag zahlen und gleichzeitig lernen, was auf einem Segelschiff so alles zu tun ist. Miteinander zeigen sie, dass nachhaltiges Handeln möglich ist.
Fotos: In der Werft, Beim Laden von Kaffee, Auf großer Fahrt | alle Bilder von Timbercoast
Website | Reederei Timbercoast