THEMEN > WISSENSCHAFT – TECHNIK
Zusammen (selbst) gebaut
Genossenschaftlicher Solarstrom vom Oldenburger Fliegerhorst
Die Oldenburger Energiegenossenschaft Olegeno baut in Eigenleistung eine PV-Anlage für das ganze Quartier, das auf dem ehemaligen Fliegerhorst im Nordwesten der Stadt entsteht. Die junge klima-werkstatt berichtet.
Solidarischer Strom – Olegeno stromt vorneweg
Geht doch: Ein innovatives neues Wohnquartier in einer kleinen Großstadt irgendwo im Nordwesten Deutschlands. Auf dem ehemaligen weitläufigen Kasernengelände im Nordwesten dieser Stadt sollen in ein paar Jahren ein paar tausend Menschen leben. Und was soll so innovativ sein am Stadtrand?
Genoss:innen der Oldenburger Energiegenossenschaft Olegeno haben darüber vor mehr als zehn Jahren gegrübelt und getüftelt. Klar war damals und heute noch viel mehr: Für eine sozialere Welt braucht es mehr Empathie. Und so logisch: Für eine sozial und ökologisch gerechte Energieversorgung bedarf es mehr als den Bau neuer Ökostromkraftwerke. Die damals noch nicht so richtig vielen Energiegenoss:innen setzen sich seitdem für den Aufbau kommunaler Gemeinschaftsgüter im Bereich der Energieerzeugung ein, deren Erträge vollständig der Förderung transformativer Projekte dienen.
Sprung in das Jahr 2010
2013 liefen in dieser gemütlichen Stadt mit stetig mehr Bewohner:innen die Konzessionsverträge für Strom und Gas aus. Diese Verträge wurden alle 20 Jahre bei einer Tasse Tee verlängert. Mit dem regionalen Monopolisten, versteht sich. Gestartet wurde 1927 mit Preußen Elektra (der Staat hieß damals Preußen). 1929 hieß diese dann Weser-Ems-Stromversorgungs AG. 1930 kam es zum Zusammenschluss der Stromversorgungs AG, Oldag, und der Weser-Ems-Stromversorgungs AG, Wesag, zur Stromversorgungs AG Oldenburg-Ostfriesland, Strosag. Mitten im II. Weltkrieg entstand aus der STROSAG AG und dem Landeselektrizitätsverband Oldenburg, ein Zusammenschluss lokaler Stromgenossenschaften. Sie fusionierten zum regionalen Stromversorger EWE AG.
Als Anfang dieses Jahrtausends die Energiemärkte in Europa liberalisiert wurden, trauten sich auch die ersten Bürger:innen Oldenburgs an dieses Thema und so kam 2013 ein Angebot der Olegeno an die Stadt Oldenburg zustande, das es in sich hatte. Es garantierte u.a. Versorgungssicherheit (selbstverständlich), preisgünstige und verbraucherfreundliche Versorgung, umweltverträgliche Versorgung (damals noch nicht so selbstverständlich), Leistungen an die Stadt und Zusammenarbeit mit der Stadt. Doch aus dem Angebot wurde - nichts. Den Zuschlag bekam wie gewöhnlich die EWE.
Mieterstrom und Ladesäulen
Aus dieser Erfahrung heraus gelang jedoch regelrecht ein Aufbruch für eine sozial und ökologisch gerechte Energieversorgung: Der Verkauf von Ökostrom und Ökogas, Anschluss an die Bürgerwerke, Einrichtung von Ladesäulen für E-Autos, sogenannter Mieterstrom und aktuell der Aufbau einer 175 KW PV-Anlage auf dem Dach der Quartiersgarage im neuen Stadtquartier Fliegerhorst.
In ehrenamtlicher Arbeit eine 175 KW PV-Anlage aufzubauen sucht bundesweit seinesgleichen und ist ein tolles Beispiel dafür, wie die Energiewende gemeinsam bewältigt werden kann: Hand in Hand für Energiewende und Klimaschutz. Die Olegeno hat ein großes Ziel: 100 % Erneuerbare Energien für alle. Das gelingt nicht allein. Also ermöglicht Olegeno Menschen, die Energiewende in Gemeinschaft umzusetzen. Für eine Energieversorgung, die Bürger:innen gehört. Erneuerbar, regional und selbstbestimmt. Denn: Wir können alle einzeln etwas gegen die Klimakrise tun. Aber zusammen sind wir stärker. So geht Klimawende von unten.
Umweltökonomin Claudia Kemfert beglückwünscht Olegeno für ehrenamtliches Engagement
Einen weiteren Beitrag zu diesem innovativen Projekt findet ihr hier:
Claudia Kemfert – Energiewende. Umweltökonomin Claudia Kemfert beglückwünscht die Oldenburger Energie-Genossenschaft Olegeno für ihr ehrenamtliches Engagement. Derzeit wird eine große PV-Anlage auf dem Dach der Quartiersgarage Helleheide auf dem früheren Fliegerhorst montiert. Mai 2024 | Themenseite
Claudia Kemfert bei Werkstatt Zukunft
Prof. Dr. Claudia Kemfert leitet seit April 2004 die Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und ist Professorin für Energiewirtschaft und Energiepolitik an der Leuphana Universität. Mehr zu Kemfert und Links zu Videos mit ihr bei Werkstatt Zukunft | Themenseite
Mehr über Claudia Kemfert, ihr vielfältiges Engagement und ihre Veröffentlichungen erfahrt ihr auf ihrer eigenen Website | Claudia Kemfert
Klimawende von unten – Das Projekt der Olegeno
Die junge klima-werkstatt begleitet den Bau einer PV-Anlage auf dem Dach der Quartiersgarage im neu entstehenden Quartier Helleheide auf dem ehemaligen Fliegerhorst in Oldenburg. In Kürze folgen weitere Beiträge zum Projekt, die wir dann hier verlinken.
Mehr über die Olegeno und ihre Projekte erfahrt ihr hier | Website Olegeno
Quartier Helleheide
Unter dem Motto „klimafreundlich, gemeinschaftlich und zukunftsweisend“ entsteht auf einem circa fünf Hektar großen Teilbereich des Fliegerhorstes in den kommenden Jahren ein innovatives Wohnquartier. Als erstes Projekt wird dort das Energetische Nachbarschaftsquartier mit einer klimafreundlichen und lokalen Energieversorgung realisiert. Über die Kopplung der Sektoren Wärme, Strom sowie E-Mobilität und einen digitalisierten Energiehandel soll erreicht werden, dass die vor Ort erzeugte Energie von den Bewohnerinnen und Bewohnern möglichst selbst genutzt werden kann. Mehr dazu auf der Website der Stadt Oldenburg | Quartier Helleheide
Projekt und Förderer
Die junge klima-werkstatt ist ein Projekt unter dem Dach von Werkstatt Zukunft in Kooperation mit Oldenburg eins und weiteren Bürgersendern.
Die junge klima-werkstatt wird als Preisträgerin des Jugend-Klima-Wettbewerbs gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz in Kooperation mit der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen
(KEAN) und der NBank.
Immer aktuell informiert über unser Projekt | junge klima‑werkstatt – Der Blog
Mehr zum Wettbewerb | Jugend-Klima-Wettbewerb Niedersachsen
Alle Beiträge aus unserem Projekt | junge klima‑werkstatt – Mediathek