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THEMEN > UMWELT – NACHHALTIGKEIT – KLIMASCHUTZ

Klimawandel weltweit im Gespräch

Von Andreas Büttner, Juli 2015

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Auf den Philippinen | Foto Pixabay - CC0

Werkstatt Zukunft bringt das aktuelle Thema ‚Klimagerechtigkeit’ auf die Bühne des Oldenburgischen Staatstheaters: Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) weist in aktuellen Pressemitteilungen darauf hin, dass sowohl die extreme Hitze der letzten Tage als auch die immer neuen Rekord-Regenfälle unmittelbare Folgen des Klimawandels sind.

Der Direktor des Instituts, Hans Joachim Schellnhuber, vor seiner Berufung nach Potsdam Professor an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg (er hat sich hier 1985 habilitiert), hat vor Kurzem an der Seite von kirchlichen Würdenträgern als Wissenschaftler die Umweltenzyklika des Papstes in Rom vorgestellt. Heute, am 8. Juli 2015, teilt das PIK mit:

Klimawandel: Immer mehr Rekord-Regenfälle

Weltweit haben extreme Regenfälle in den vergangenen dreißig Jahren zu immer neuen Rekorden geführt. Bis 1980 lassen sich Schwankungen in der Häufigkeit von Starkregen mit natürlichen Faktoren erklären – für die jüngste Zeit aber haben Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung einen klaren Aufwärtstrend solcher zuvor nie dagewesenen Regenfälle entdeckt. Diese Zunahme passt zum Anstieg der globalen Mitteltemperatur, die verursacht wird von Treibhausgasen aus dem Verbrennen von Kohle und Öl. Sturzbachartige Regenfälle können zu folgeschweren Überschwemmungen führen.

Extreme Regenfälle in Pakistan 2010 haben verheerende Fluten verursacht, die zum Tode hunderter Menschen führten und Cholera auslösten. Andere Beispiele von Rekord-Regenfällen im untersuchten Zeitraum sind die in Texas 2010, die zu Dutzenden Blitzfluten führten. Und seit 1997 haben sich in Deutschland nicht weniger als drei so genannte Jahrhundertfluten ereignet – also innerhalb von nur wenigen Jahren. „In allen diesen Regionen hat die Regenmenge, die an einem Tag zu Boden stürzte, örtliche Rekorde gebrochen“, erklärt Leit-Autor Jascha Lehmann. „Jedes dieser einzelnen Ereignisse hat eine ganze Reihe von verschiedenen Auslösern, aber insgesamt sehen wir bei diesen am jeweiligen Ort so nie dagewesenen Unwettern einen klaren Trend: sie nehmen zu.“

Zunahme um durchschnittlich 12 Prozent – aber um 56 Prozent in Südost-Asien

Eine statistische Analyse von Regendaten aus den Jahren 1901-2010, gewonnen aus Tausenden von Wetterstationen weltweit, zeigt für den Zeitraum seit 1980 einen Anstieg solcher Rekord-Regen-Ereignisse um 12 Prozent verglichen mit einem Szenario ohne Klimawandel. „Weil der Trend nach oben weist, beträgt die Zunahme von Rekord-Regenfällen im letzten der untersuchten Jahre sogar 26 Prozent“, so Lehmann.

Diese Rekorde brechende Abnormität ist auf den verschiedenen Kontinenten der Erde unterschiedlich ausgeprägt; feuchte Regionen erleben eine stärkere Zunahme, trockene eine weniger starke. In den Ländern Südost-Asiens wurde eine Zunahme von Rekord-Regenfällen um volle 56 Prozent verzeichnet, in Europa um 31 Prozent. Andere Regionen hingegen beobachten eine Abnahme von Rekord-Regen. Im Mittelmeer-Raum beträgt diese Abnahme 27 Prozent, im Westen der USA 21 Prozent. Beide Regionen sind von Trockenheit bedroht.

Hitzewelle

Zur Hitzwelle der letzten Tage in Ländern wie Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland hat das PIK am 3. Juli 2015 eine Stellungnahme seines Mitarbeiters Stefan Rahmstorf verbreitet:

„Wir erleben aktuell eine Hitzewelle in Europa und im Westen der USA, die vielerorts Rekorde bricht. Und erst im letzten Monat haben Indien und Pakistan eine der verheerendsten Hitzewellen aller Zeiten durchgemacht. Die vom Menschen verursachte globale Erwärmung lässt die Zahl solcher Hitzewellen stark steigen: zum Beispiel sind rekordheiße Monate bereits jetzt fünfmal so oft zu verzeichnen, als sie durch Zufall auch in einer Welt ohne Klimawandel auftreten würden. Solche Hitzewellen führen oft zu Dürren und können Ernteverluste, Waldbrände und erhöhte Sterblichkeit verursachen. Dieser Trend wird sich fortsetzen, wenn der Ausstoß von Treibhausgasen unvermindert anhält.“

Klimaforscher Schellnhuber spricht im Vatikan: “Risiko für die Menschheit”

Nicht ohne eine Prise berechtigten Stolzes berichtete das Potsdam-Institut im Juni von der Vorstellung der Umwelt-Enzyklika in Rom, an der neben Schellnhuber auch Prof. Dr. Ottmar Edenhofer mitgearbeitet hat, den wir in den vergangenen Jahren mehrfach als Gastredner der Klima-Allianz Oldenburg begrüßen konnten:

18.06.2015 - Papst Franziskus’ lang erwartete Enzyklika „Laudato Si“ zu Ungleichheit und Umweltschutz spiegelt nicht nur religiöse Einsichten sondern auch die Erkenntnisse der Klimawissenschaft. „Nicht die Armen, sondern die Reichen verursachen die größten Risiken für unseren Planeten, und letztlich für die Menschheit“, sagte Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, heute im Vatikan bei der Vorstellung der Enzyklika. „Gerade die Armen, die am wenigsten profitiert haben von der Ausbeutung der fossilen Ressourcen und die am wenigsten beitragen zum weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen, werden von den Folgen der globalen Erwärmung am härtesten getroffen – es sei denn, wir reduzieren rasch die Emissionen.“ Schellnhuber ist der einzige Wissenschaftler, der eingeladen wurde, an der Seite von Kardinal Peter Turkson in Rom zu sprechen.

Im Vorfeld der Enzyklika hatte Schellnhuber an einer Reihe von Workshops der hoch renommierten Pontifikal-Akademie der Wissenschaften teilgenommen – am Mittwoch wurde er zu deren Mitglied ernannt. Das jetzt veröffentlichte Dokument des Oberhauptes von mehr als einer Milliarde Katholiken gilt als wichtiges Signal auf dem Weg zu einem globalen Abkommen zur Emissionsreduktion und letztlich zur vollständigen Dekarbonisierung der Weltwirtschaft, über die Ende des Jahres die Regierungen aller Staaten beim Klimagipfel in Paris verhandeln.

„Die Atmosphäre – der Himmel über uns allen – ist ein globales Gemeinschaftsgut; aber sie wird von einigen als Abfalldeponie für Treibhausgase benutzt,“ sagt Ottmar Edenhofer, Chef-Ökonom des PIK und Direktor des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change. „Der Papst zeigt genau das deutlich auf, und damit schreibt er Geschichte. Wenn wir gefährlichen Klimawandel vermeiden wollen, müssen wir die Nutzung unserer Atmosphäre beschränken, indem wir CO2-Emissionen einen Preis geben. Die Einnahmen hieraus könnten eingesetzt werden, um den Zugang zu sauberem Wasser oder zu Bildung zu verbessern, besonders für die Armen.“

Wie andere internationale Experten wurde auch Edenhofer vom Vatikan im Vorfeld der Enzyklika konsultiert. Schon vor mehreren Jahren war er einer der Leiter eines Projekts zu Klimawandel, Gerechtigkeit und Entwicklung, das in mehreren Konferenzen im Vatikan mündete.

Am 9. Juli im Oldenburgischen Staatstheater

BildWerkstatt Zukunft und die Klima-Allianz Oldenburg freuen sich, in Kooperation mit dem Oldenburgischen Staatstheater dieses aktuelle Thema am Do 9. Juli im Kleinen Haus (Beginn 20 Uhr) mit vielen interessanten Gästen zu diskutieren | Themenseite - Ankündigung von Veranstaltung und Sendung

Programm der Klima-Allianz Oldenburg | Flyer


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